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Print vs. Web
April 18, 2016

Wenn man als Webentwickler und Web Designer sich auf ein Tächtel Mächtel mit einem eingefleischten Printer einläßt, dann ist der Hüttenzauber vorprogrammiert.
Aber bitte von Anfang an und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Wir sind doch zivilisiert, dachte ich zumindest.

 

Nun, eigentlich sollte es eine einfache Seite mit ein bisschen Text und Bildern sein, natürlich "RESPONSIVE" und die Seite muß bei Suchmaschinen auf Platz 1 stehen!! Gutmütig habe ich gesagt, dass alles schnell in Bootstrap (dient als Basis für die Programmierung) programmiert sein würde, eine Navigation dazu, Bildelemente in den Header (Kopfbereich) mit Logo, eine farbliche Abtrennung mit Farbverlauf über die gesamte Breite vom Content und natürlich ein bisschen Text. Genau wie der Flyer in Hochglanz und Habtik (fühlt sich richtig schmierig an), der als Vorlage dient.

Also habe ich das Design so angelegt und programmiert, dass es vom PC Screen, über das Tablet und Smartphone genau das macht, was "RESPONSIVE" bedeutet - "Beim Responsive Webdesign (im Deutschen auch responsives Webdesign genannt oder kurz RWD, englisch responsive ‚reagierend‘) handelt es sich um ein gestalterisches und technisches Paradigma zur Erstellung von Websites, so dass diese auf Eigenschaften des jeweils benutzten Endgeräts, vor allem Smartphones und Tabletcomputer, reagieren können. Der grafische Aufbau einer „responsiven“ Website erfolgt anhand der Anforderungen des jeweiligen Gerätes, mit dem die Site betrachtet wird." (Quelle Wikipedia Link).

Jetzt muß ich natürlich sagen, dass ich zum besseren Verständnis die einzelnen Elemente mit einem farbigen Hintergrund versehen habe, damit man auch sehen kann, wie sich die Elemente bewegen und wohin sich diese auch verschieben, wenn der Browser kleiner wird. Hierzu habe ich auch ein ausführliches Telefonat geführt, erklärt wieso einzelne Elemente eine Hintergrundfarbe haben und er soll doch seinen Browser mal etwas kleiner machen um zu sehen, wie die Elemente sich verschieben, mit dem Ergebnis, dass mir das Design vorgegeben wird. Auch gut, dachte ich mir, dann kommen noch ein paar Arbeitsstunden auf den Zettel.

Wenn ich gewußt hätte, was da auf mich zurollt, wäre ich in Urlaub gefahren. Das Design kam und mit dem ersten Blick - das Grauen. Klassisches Printdesign der späten 90´iger, vielleicht auch der Jahrtausendwende. Fest, Starr und alles in Blöcken und ganz wichtig, keine Texte. Zumindest auf der Startseite, wo es sich entscheidet, ob ich als Besucher auch die richtige Firma gefunden habe. Keine Information über die Firma, keine Telefonnummer, keine Adresse, einfach nichts.
Dafür aber ein übergroßes Bild der Hausfassade der Firma.

Die weiteren Seiten waren zumindest mit Text, wenn man eine einfache Aufzählung von Eigenschaften als informativen Text bezeichnen darf. Überall riesige Bilder und die Texte drum herum drapiert, mal in einer Spalte, mal in zwei, es können aber auch mal drei Spalten sein. Das ist ja schließlich egal, schließlich sind die Bilder die wichtigste Information auf der Website.

So und jetzt setzt es bei mir aus! Schließlich muß die Seite im Internet gefunden werden, sagt zumindest der Printer. Ich erkläre also, dass Suchmaschinen dazu gerne Text hätten, damit sie wissen, was auf der Seite los ist. "Ja dann machen wir das, aber später vielleicht!" ??? OK, vielleicht nehme ich es hier auch zu genau, aber war das nicht ein Teil der Aufgabenstellung? Wieso dann später und wieso VIELLEICHT? Klar, ich verstehe eben nicht das große Ganze.

Ich setzte also trotz Widerspruch das Design gemäß Vorgaben um, RESPONSIVE. Der Bub schaut sich das Design an und dann kommt der Hammer - "Wieso sieht das so aus?". Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, aber diese Frage war einfach nur geil. Nun, Designvorlage und Screen sind nahezu gleich, bei einer Bildschirmfläche von 1200 Pixel breite. Vielleicht ist die Schriftgröße nicht 100%´ig identisch, kommt aber auf den Bildschirm und die Einstellungen des Rechners an. "Wieso?" Und ab hier beginnt es einfach nur kindisch zu werden. Ich versuche also, einen Grundkurs von Grafikeinstellung, Bildschirm und Browsern zu geben, damit man verstehen kann, dass es viele Variablen gibt, die das Design bestimmen und teilweise auch eigenständig ändern (z.B. Farben werden von Browsern interpretiert und nicht Farbecht wiedergegeben)
Es wird aber noch besser, als er beginnt, die Größe vom Bildschirm zu ändern und sieht, wie das riesige Bild von der rechten Seite sich bewegt und dann kleiner wird und nach unten rutscht, damit Navigation, Logo, ein übermächtiges Headerbild sich an den Bildschirm anpassen können. Plötzlich ist es still.
Dann die Erlösung, es wird wieder gesprochen - ich muß drei Mal nachfragen, was er gesagt hat, so leise wird gesprochen - "Das sieht jetzt aber nicht mehr so aus, wie ich es in der Vorlage vorgegeben habe!". Bums, da habe ich den Salat. Ich erkläre wieder, dass ich bei kleineren Bildschirmen oder Geräten die Seite anpassen muß, damit auch die Inhalte, in dem diese sich anders positionieren und die Größe verändern. "Äh, das sieht aber anders aus, als ich das in der Vorlage ...."
Wir kommen zu dem Entschluß, im Laufe der Tage uns noch einmal telefonisch zu besprechen.

Eigentlich wollte ich hier meinen persönliche Darstellung beenden, aber es kommt wie es kommen mußte. Wir telefonieren und er redet um den heißen Brei herum, wie ein Politiker. Ich frage nach, ob wir unserer Zusammenarbeit hier nicht beenden sollten, da es keine Zukunft hat. Erleichtert willigt er ein. Ich denke jetzt bei mir "Gott sei Dank". Da man sich kennt, machen wir einen Deal, jeder trägt 50% der entstanden Kosten, schließlich ist Stuttgart klein.

OK, ich schaue mir den Stundenzettel an und es sind immerhin 16 Arbeitsstunden für eine Menge Müll herausgekommen. Wieso so viel? Nun, erstes Konzept als Mockup (Funktionsmodel), dann die Änderungen vom Design nach Vorgabe und dann noch mal Änderungen und weil es so schön ist, noch ein paar Änderungen.
Ich denke mir beim Schreiben der Rechnung, "Das wird nochmal Ärger geben". Kaum gedacht, kam auch schon 5 Tage später die Mail: "Hallo Alex, damit bin ich nicht einig. Wir können uns hierzu gerne zeitnah kurz zusammensetzen."

OK, was soll man da noch sagen? Mir fehlen hier die Worte!

Euer Alexander Dieringer

 

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